Motive langzeitarbeitsloser Nichtwähler und ihre Lebenswirklichkeit
Am Anfang stand der Wunsch, die Motive langzeitarbeitsloser Nichtwähler zu erforschen, weil diese überdurchschnittlich unter den Nichtwählern vertreten sind. Dabei ist ein unkonventionelles Projekt entstanden und Betroffene sind selbst zu Forschern geworden. Sie haben in einem außergewöhnlichen Forscherkollektiv unter wissenschaftlicher Begleitung über 70 Interviews auf Augenhöhe mit prekär lebenden Nichtwählern geführt. Die 2017 erschienene Studie „Gib mir was, was ich wählen kann“ gibt nicht nur tiefe Einblicke in die Ursachen der Wahlverweigerung abgehängter Schichten, sie liefert auch deutliche Hinweise, was zu tun ist, um die Menschen, die sich vom Politikbetrieb und von der demokratischen Teilhabe abgewendet haben, wieder zurückzuholen.
Das Hauptmotiv für die Nichtwahl ist, dass sich an der Lebenssituation der Befragten nichts ändert. Darum untersucht die Studie „Unerhört! Langzeitarbeitslose Nichtwähler melden sich zur Wort“ die Lebenssituationen der Befragten mit ihren Perspektiv- und Ausweglosigkeiten, ihren Ängsten und Ausgrenzungserfahrungen und ihren Wünschen an eine selbstbestimmte Zukunft, um herauszufinden, was sich im Leben der prekären Nichtwähler konkret ändern muss, damit diese wieder von ihren demokratischen Teilhabemöglichkeiten Gebrauch machen.
Die Studie basiert auf den gleichen Interviews und leuchtet die vergessene und im Dunkeln liegende Lebenswirklichkeit von Menschen im Hartz IV-Bezug intensiv aus.
Die Studien werden von der Denkfabrik – Forum für Menschen am Rande im Sozialunternehmen Neue Arbeit Stuttgart in Kooperation mit dem Evangelischen Fachverband für Arbeit und soziale Integration (EFAS) herausgegeben. Professor Franz Schultheis von der Universität St. Gallen sowie Studenten und Studentinnen der Universität Stuttgart haben das Projekt wissenschaftlich begleitet.